Zwei Dandys, die familiären Verpflichtungen entgehen und sich ungestört ihren Vergnügungen hingeben wollen, haben je einen imaginären Freund erfunden: der eine einen kranken Freund names Bunbury auf dem Land und der andere einen Bruder namens Ernst, den er in der Stadt besucht. Im städtischen Nachtleben benutzt er dann für sich selbst den Namen Ernst – so ist das Doppelleben perfekt. Das Lügengebäude gerät aber ins Wanken, als sich zwei Mädels in „Ernst“ verlieben…
Oscar Wildes 1895 uraufgeführte Komödie beschäftigt sich mit der Frage, wer man ist und wer man sein sollte. Lüge und brillante rhetorische Improvisation sind die Mittel, mit denen ein komplexes Doppelleben gemeistert wird. Die Protagonisten haben erkannt, dass es gar nicht darum geht, die Ansprüche der Gesellschaft tatsächlich zu erfüllen, solange es einem nur gelingt, den Schein zu wahren. Wer man ist, interessiert sowieso niemanden, wahrscheinlich noch nicht mal einen selbst. Und so ist das Doppelleben gar nicht so sehr eine Flucht, als vielmehr ein Frontalangriff auf die Langeweile. Warum sollte man sich mit einer Identität zufrieden geben, wenn zwei doch viel interessanter sein können?
Eine spannende Grundlage für einen vergnüglichen Theaterabend? … es ergeben sich Interessante Fragen aus dem Stück …. – aber wie geht man bei einer solchen Inszenierung vor? Wie kann man dieses über hundert Jahre alte Stück in Theater verwandeln, dass die Menschen heute fesseln soll? Die Fragen versprechen ein spannendes Gespräch.
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