Erscheinungsdatum: 25.03.2006 Ausgabe: DIN
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Mercators Welt
Als „Prinz der Weltbeschreiber“ ging Gerhard Mercator
in die
Geschichte ein. Die Kugelform der Erde ließ sich dank seiner
Forschungen auf
eine zweidimensionale Karte übertragen. Weltmeere wurden sicher
navigierbar.
DINSLAKEN Um es auf den Punkt zu bringen: Mercator hat die Welt
revolutioniert. Den ewigen Bestseller, nämlich den Atlas, hat
er erfunden
und ihm auch seinen Namen gegeben. Über den Kartographen Gerhard
Mercator
lässt sich viel sagen. Und noch mehr vorlesen. Dass der Humanist
zu einer
Zeit des Aufbruchs lebte beispielsweise. Der Verein „r(h)ein-kultur-welt“
widmete Mercator jetzt einen Abend in der Kathrin-Türks-Halle.
Auf Einladung
der Buchhandlung Korn war der Rezitator Werner Seuken zu Gast. Unter
dem
Motto „Zwischen Gott und der See“ las er aus dem Historienroman
von John
Vermeulen. Die Zuhörer erfuhren nicht nur etwas über die
großen Taten
Mercators. Seuken berichtete ebenso über die Feinde des Mannes,
der Opfer
gnadenloser Inquisitoren wurde. Neun Monate Haft verbüßte
er in den
Niederlanden, bevor er nach Duisburg gelangte. Um die Spannung zu
steigern,
ließ Seuken Berichte über Mercators erste Liebe aus.
Kein Ehekrach, keine
Vater-Sohn-Konflikte, keine Schlaglichter auf wertvolle Freundschaften
und
üble Rivalitäten. Seuken empfahl dem Publikum, sich von
den Vorzügen des
Buches selbst zu überzeugen. Und gab dann lesend weitere Einblicke
in
Mercators Welt. Warum wollte der junge Magister wissenschaftlicher
Kosmograph werden? Julius Rochard, ein Seefahrer, begegnet Mercator
und
klagt ihm sein Leid. Karten seien zwar kunstvoll, aber Inselumrisse
nur vage
dargestellt - so seine persönlichen Erfahrungen.
Das müsse geändert werden, denkt sich Mercator. Obwohl
oder gerade
weil die allmächtige Kirche wissenschaftliche Erkenntnisse
leugnet, wird der
1512 in Flandern geborene Gelehrte sein Lernbedürfnis schnell
in die Praxis
umsetzen. Das hat Folgen. Er wird der Lutherei beschuldigt. Eine
Anklage
folgt und einzig seinem Bewunderer Kaiser Karl V kann er seine Freilassung
verdanken. Warum die Lesung unter dem Motto „Wagnis und Weg“
stand, wurde
spätestens an dieser Stelle klar. Mercators Wissensdurst beflügelte
ihn,
sich gegen kirchliche Ignoranz und Intrigen zu stellen. Am Ende
sollte es
ihm gelingen. Viel Beifall für einen spannenden Abend.
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Autor: VON MIRKO PERKOVIC Zeitung: RP
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